Rückblick Q2 2017 – starkes erstes Halbjahr
Wie üblich zuerst der Rückblick mit der Schweizer Börse (SMI in Franken, schattiert), im Vergleich zu Europa (EuroStoxx50 in Euro) und den USA (Dow Jones in Dollar):
Alle drei Aktienindices konnten im 1. Halbjahr zwichen 6 und 10% zulegen. Das ist sehr erfreulich.
Erneut keine grosse Veränderung gab es bei den Währungen. Der USD verlor nochmals leicht, der EUR konnte minim zulegen.
Und auch bei den Zinsen ‚im Westen nichts Neues’. In Franken und Euro sind Obligationenanlagen meist aussichtslos bzw. die Renditen spätestens nach Bankkosten negativ.
Nicht so stark entwickelt haben sich die Rohstoffe. V.a. Erdöl hat im Preis nachgelassen, aber auch Gold hat im zweiten Quartal die Gewinne des ersten Quartals fast wieder aufgegeben.
Wie im letzten Quartalsbericht erwähnt, ziehen die Firmengewinne endlich etwas an. In ähnlichem Umfang sind allerdings auch die Aktienpreise gestiegen, so dass die Bewertung nicht günstiger wurde, sondern auf hohem Niveau seitwärts tendierte.
Shiller PE – die wohl berühmteste Bewertungskennzahl
Die Idee einer Bewertungskennzahl ist, dass sie auf einfache Weise angibt, wie teuer eine Anlagekategorie oder einzelne Aktie ist, bspw. im Vergleich zu einer anderen Aktie oder einem anderen Markt.
Es gibt dutzende verschiedene Bewertungskennzahlen. Die einen messen den Aktienpreis am Gewinn, die anderen am Buchewert… die einen werden über mehrere Jahre geglättet, die anderen stellen gar nicht auf aktuelle Daten, sondern auf Prognosen der Analysten ab.
Je nach genauem Verwendungszweck eignen sich verschiedene Kennzahlen, es gibt aber durchaus auch viele Bewertungskennzahlen, die für gar nichts taugen. Unter ‚taugen’ verstehen wir, dass in der Bewertungskennzahl eine gewisse Prognosefähigkeit vorhanden sein sollte.
Unter den tauglichen / seriösen Bewertungskennzahlen ist das Shiller PE die wohl berühmteste. Professor Robert Shiller hat den Nobelpreis erhalten und die Finanzkrise vorhergesagt, was mir als Anleger aber so weit nichts nützt… viel wichtiger ist, ob seine Kennzahl irgendetwas Sinnvolles aussagt zu den Renditen, welche über die nachfolgenden Jahre zu erwarten sind.
Wie hat sich das Shiller PE als Prognose Indikator bewährt? Die folgende Grafik zeigt die Perzentilauswertung: welche nachfolgende Rendite wurde jeweils im Schnitt erzielt ausgehend von den verschiedenen Bewertungsniveaus?:
Ganz links sind die günstigsten Bewertungen, ganz rechts die teuersten. Die jeweils nachfolgende 10-Jahresrendite zeigt recht stabil von sehr hoch bei günstigen Bewertungen nach tief bis gar negativ bei den teuersten Bewertungen. So weit, so abstrakt. Jetzt aber konkret: wo stehen wir heute, wie teuer ist der Markt gemäss Shiller PE?
Wir stehen derzeit zwischen 96 und 97%, also recht weit rechts. Oder in Rendite ausgedrückt: Wenn wir in der Vergangenheit einen so teuren US Aktienmarkt hatten, lag die nachfolgende 10 Jahresrendite bei ca. +3% p.a. – inkl. Dividende und vor Inflation. Nicht berauschend.
Geldpolitik – der Rückenwind wird wohl minim abnehmen
Die Geldpolitik steht zu Recht in der Kritik. Die Hauptpunkte der Kritik sind a) dass sie die angestrebten Ziele von mehr Inflation und der Konjunkturankurbelung nicht erreicht hat und b) dass die Nebenwirkungen (Preisblase bei den Vermögenswerten, Bilanzaufblähung der Zentralbanken) gefährlich seien und deren negative Konsequenzen erst noch anstehen. Wir empfehlen Ihnen zu diesem Thema das hochinteressante Interview der FuW mit dem ehemaligen EZB Chefvolkswirt Jürgen Stark.
Die verantwortlichen Zentralbanker sehen dies teilweise naturgemäss wohl anders. Dennoch ist festzustellen, dass die FED nun drei kleine Zinserhöhungen gemacht hat und gar davon spricht, ‚eventuell’ und ‚möglichwerweise’ im Herbst oder später die Bilanz langsam etwas runterzufahren. Richtig bremsen tönt anders, aber immerhin gibt Frau Yellen nicht mehr Vollgas. Nach wie vor unter Vollgas fährt Mario Draghi. Aber auch bei der EZB ist ein allmähliches Weggehen vom Gas nicht ausgeschlossen. Summa summarum dürfte der Rückenwind der Geldpolitik minim abnehmen. Von Gegenwind und damit einem richtigen Abbau der Bilanzrisiken kann aber kaum gesprochen werden.
Fazit: Das Eis wird dünner. Die Musik spielt aber momentan noch weiter.
Super aufgearbeitete Informationen. Danke!
Herzlichen Dank für die positive Rückmeldung! 🙂