Interview Schülerzeitung 3. Sekundarklasse Gipf-Oberfrick S3A

Fragen über Investitionen in die Zukunft

 

Wie ist die allgemeine Entwicklung am Anlagemarkt?

Da gilt es vorerst zu unterscheiden zwischen den verschiedenen Anlagemärkten, darunter die beiden ‚grossen‘: Obligationenmarkt (Zinspapiere) und Aktienmarkt.

Die Zinsen sind 2022/2023 nach gut 30 Jahren mit tendenziell sinkendem Niveau in Folge der höheren Inflation erstmals wieder recht deutlich angestiegen. Letztes Jahr sind die für uns Schweizer v.a. wichtigen Franken-Zinsen aber bereits wieder stark gesunken. Bei den Zinsen in Euro und US-Dollar zeigte sich ein weniger klares Bild: die kürzerfristigen Zinsen wurden von den jeweiligen Zentralbanken gesenkt, die längerfristigen Zinsen sind aber eher etwa gleich geblieben oder gar leicht angestiegen im 2024.

Die Aktienmärkte waren 2024 von einer positiven Entwicklung und insbesondere bei den amerikanischen Aktien einer bemerkenswerten Standhaftigkeit geprägt. Weder geopolitische Spannungsherde oder luftige Bewertungen konnten die US-Aktien stoppen. Künstliche Intelligenz war in aller Munde. Der breitgefasste amerikanische Aktienindex S&P500 erreichte auf Jahresbasis +23% und mit Abstand neue Höchststände. Erst in den letzten Tagen des Jahres kam der US Aktienmarkt etwas ins Stocken. Europäische Aktienmärkte waren heterogener. Während der deutsche Aktienindex DAX mit +19% ebenfalls stark zulegte, lag das Schweizer Pendant SMI mit +4% recht stark zurück und der französische Aktienindex CAC40 verlor gar 2%.

 

Welche Anlageprodukte empfehlen Sie und warum?

Nach unserer Einschätzung der aktuellen Lage geht es in den nächsten Jahren v.a. um Kapitalerhalt und darum, welche Produkte man meiden soll.

Eines der vielen Bonmots von der Anlagelegende Warren Buffett lautet wie folgt: „Kurzfristig ist der Aktienmarkt eine Wahlmaschine, aber langfristig ist er eine Waage.“ Damit sagt er aus, dass Aktienkurse sich kurzfristig nicht immer an den Fundamentaldaten der Unternehmen orientieren: ist der Markt optimistisch oder gar gierig, steigen die Bewertungen auf absurde Niveaus an (und auch vice versa). Längerfristig haben sich die Aktienpreise aber immer wieder hin zu einem Niveau bewegt, das in einem vernünftigen Verhältnis zu den real erzielten Gewinnen liegt. Diese Aussage mag weniger für einzelne Unternehmen gelten, umso mehr aber für die Summe aller Unternehmen, also den Gesamtmarkt. Aktuell hat der US-Aktienmarkt ein Bewertungsniveau erreicht, das selbst die Höchstwerte vor dem Platzen der DotCom-Bubble nach der Jahrtausendwende übertrifft: So teuer im Vergleich zu seiner gesamten Wirtschaftsleistung war der US-Markt noch nie. Wir ziehen folgende drei Schlussfolgerungen daraus: i) wir meiden v.a. die teuren US Techtitel, ii) wir raten generell zu einem Untergewicht bei den Aktien und iii) innerhalb der Aktien bevorzugen wir eher defensivere Titel.

Eure Frage war aber ja eigentlich, welche Produkte wir empfehlen. Nebst der erwähnten Bevorzugung von defensiveren Aktienwerten halten wir angesichts der in vielen Ländern steigenden Staatsschulden Gold weiterhin für vielversprechend und als ‚trockenes Pulver‘ halten wir auch etwas mehr Bargeld auf dem Konto als üblich, das dann zur Verfügung steht, falls die Aktienmärkte tatsächlich stärker fallen werden.

 

Welche Risiken gibt es bei Ihren vorgeschlagenen Anlagen?

Gold hat sich langfristig als weniger rentabel als Aktien gezeigt. Zudem erzielt es keine Zinserträge. Vor dem Hintergrund des Ziels Kapitalerhalt taugt es aber v.a. als Krisenabsicherung.

Geld auf dem Bankkonto hat tiefe Zinsen und ist langfristig meist die am schlechtest rentierende Anlage. Die Zentralbanken können es dauerhaft ‚verwässern‘, indem sie die Geldmenge immer mehr ausweiten. Als langfristige Anlage ist Cash somit ziemlich ungeeignet. Aber auch hier: wenn man erwartet, dass die anderen Anlagen eher verlieren werden, so ist man selbst mit Bargeld nicht schlecht bedient.

Auch eine vergleichsweise tiefe Aktienquote oder auch ein Verzicht auf teure Aktientitel kann problematisch sein, allerdings eher im Sinne von verpasster Performance, falls die Märkte weiter boomen sollten. Wie wir auch in den letzten zwei Jahren gesehen haben, können teure Aktienmärkte wie der US Aktienmarkt durchaus noch teurer werden. Wer nicht dabei ist, profitiert dann natürlich auch nicht.

 

Welche sind die wichtigsten Schritte, die ich heute unternehmen sollte, um mein Geld zu verwalten?

Ich halte folgende fünf Punkte für entscheidend:

  1. 1. Grösse: Überleg dir, welchen Kapitalbetrag du für die nächsten Jahre voraussichtlich nicht anrühren musst. Dies bestimmt die potentielle Grösse deiner Anlagen. Starte im Zweifelsfalle lieber etwas kleiner.
  2. 2. Anlageziel und -risiko: Überleg dir, wie viel Risiko du mit deinen Anlagen eingehen möchtest. Langfristig gilt, je höheres Risiko desto höheres Ertrags- aber eben auch Verlustpotential.
  3. 3. Kosten: Mach dich kundig, über die Gebühren, die durch die Anlagen anfallen. Kosten mögen manchmal als klein erscheinen und sie sind auch nicht das Einzige und alles Entscheidende. Aber langfristig sind sie extrem bedeutend. Es heisst nicht ohne Grund „Kosten, Kosten, Kosten“. Und es fallen viele potentielle Kosten an: Depotgebühren, Courtagen, Verwaltungsgebühren, Fondskosten, … Entscheide dich für eine vergleichsweise günstige Lösung.
  4. 4. Sicherheit: Mach dich kundig über die Gegenparteien: Wie sicher ist dein Geld bei Bank xy? Traust du der Kryptobörse über den Weg? Ist der Vermögensverwalter seriös? Schau dir dazu vielleicht auch Bewertungen und Rezensionen im Internet an oder vielleicht kennst du jemanden, der bereits Erfahrungen mit diesen Firmen hat.
  5. 5. Do it: Mach die ersten Erfahrungen! Vermeide dabei nach Möglichkeit die häufigsten Fehler (siehe unten).

 

Gibt es eine Mindestinvestitionssumme für bestimmte Anlageprodukte?

Eine pauschale Antwort zur Mindestgrösse, die euch hier weiterhilft, kann ich leider nicht geben. Lange Zeit war bspw. eine Aktie das theoretische Minimum, das man kaufen konnte. In der Praxis liegt das sinnvolle Minimum aber meist viel höher, da die meisten Depotbanken bei Kleinstbeträgen extrem hohe Courtagen (oft auch Mindestcourtagen) belasten. Bei kleinen Anlagesummen lohnt es sich deshalb, diese nicht selber direkt zu investieren sondern in so genannten Fondssparplänen. Auch hier gilt es unbedingt, auf die Kosten zu achten.

 

Was sind die häufigsten Fehler, die Menschen bei der Geldanlage machen und wie kann ich diese vermeiden?

Perplexity.ai gab mir folgende Antwort auf diese Frage (und ich teile diese):

„Die häufigsten Fehler, die Menschen bei der Geldanlage machen, sind:
1. Mangelnde Diversifikation: Viele Anleger setzen alles auf eine Karte, anstatt ihr Risiko durch eine breite Streuung zu minimieren.
2. Fehlende Strategie und Ziele: Anleger investieren oft ohne klare Ziele und langfristige Strategie, was zu unüberlegten Entscheidungen führen kann.
3. Übermässiges Handeln: Zu häufiges Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren führt zu hohen Gebühren und kann die Rendite schmälern.
4. Vernachlässigung von Kosten: Viele Anleger achten nicht ausreichend auf Gebühren und Kosten, die die Rendite erheblich beeinflussen können.
5. Emotionales Investieren: Anleger lassen sich oft von Trends, Hypes oder Emotionen leiten, anstatt rational zu entscheiden.
6. Mangelnde Recherche: Unzureichende Informationsbeschaffung vor Investitionen kann zu Fehlentscheidungen führen.
7. Zu später Beginn: Viele Menschen fangen zu spät mit dem Vermögensaufbau an und verpassen so wichtige Jahre für den Zinseszinseffekt.
8. Übermässiges Vertrauen in Sparbücher: Viele Anleger klammern sich an traditionelle, aber renditeschwache Anlageformen wie Sparbücher.
9. Ignorieren von Wertpapieren: Aus Angst oder Unwissenheit meiden viele Anleger Aktien, Fonds und Anleihen, obwohl diese oft höhere Renditen bieten.
10. Unrealistische Renditeerwartungen: Manche Anleger fallen auf unrealistisch hohe Renditeversprechen herein, was zu risikoreichen oder betrügerischen Investments führen kann.“

 

(Die Punkte 1 und 2 hängen mit dem Stichwort „Anlageziel und –risiko“ in der vorletzten Frage zusammen, die Punkte 3 und 4 mit dem Thema Kosten. Punkte 5 und 6 sind dann wichtig, wenn du deine Anlageentscheide selber treffen willst. Punkt 7 habe ich weiter oben mit „Do it“ umschrieben, Punkt 8 bei der Frage zu den Risiken und Punkt 10 unter dem Thema „Sicherheit“ erwähnt. Einzig Punkt 9 ist ein neuer Punkt.)

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