Rückblick
Auch im zweiten Quartal stiegen die Aktien weiter an:
Insbesondere der amerikanische S&P500 konnte mit fast +19% (per Mitte Juli) sehr stark zulegen, DAX und SMI liegen da bei ca. +10%.
Interessant ist, dass diese Aktienkurssteigerungen erfolgten, obwohl die Zinssenkungsfantasien deutlich gebremst werden mussten. Anfang Jahr gingen die Märkte noch von gut sechs Zinssenkungen der FED im Jahresverlauf aus, zwischenzeitlich ging die Markterwartung runter auf zwei (aktuell stehen wir bei drei erwarteten Zinssenkungen):
Ausblick
Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte, für einmal zeigen wir Ihnen deshalb viele interessante Grafiken ergänzt mit kurzen Kommentaren.
Bewertung
Die US Aktienkurse liegen im Langfristvergleich deutlich höher als die Gewinne oder auch die Leistung der Gesamtwirtschaft:
Auch Buffet Indikator zeigt eine massive Überbewertung an:
Zinsen / Inflation
Die Inflation ist zwar immer noch zu hoch, sinkt aber endlich in die Nähe des Zielkorridors der FED:
Die Produzentenpreise steigen allerdings bereits wieder stärker an. Wenn Produzentenpreise stärker ansteigen als Verkaufspreise, dürfte die Marge eher im Gegenwind stehen:
Wo wird die Inflation erwartet? Offenbar am ehesten auf den Ölpreis achten. Steigt dieser, nehmen die Inflationserwartungen eher zu und vice versa:
Technisches / Statistisches
Es sind v.a. die grossen Firmen, die den Index treiben. Logische Folge: nur sehr wenige Titel können mit dem Index mithalten, bzw ihn übertreffen:
Die Marktkapitalisierung von nur 7 Firmen beträgt 30% vom S&P500, Rekord:
Growth-Aktien haben Substanzaktien deutlich abgehängt. Wie lange geht das so weiter?
Starkes Momentum bei den Aktienpreisen wie derzeit ist meist ein Vorläufer für schlechtere Folgeperformance der Aktien gewesen:
Auch divergierende Aktien (viele sinkende bei gleichzeitig steigenden Aktien, bekannt als „Hindenburg-Omen-Indikator“) mahnen zur Vorsicht:
Wenn Nvidia die neue Cisco wäre (in der dotcom-Bubble vor 24 Jahren), wären die Aussichten nicht so rosig. Zwei Aktien einfach übereinanderlegen ist aber wohl zu simpel:
Realwirtschaft
Die US-Staatsschulden sind gemessen an der Wirtschaftsleistung sehr hoch. Noch schlimmer: die zuständige staatliche Behörde selber erwartet massive Staatsdefizite, die die Schulden gefährlich ansteigen lassen:
Die Einkaufsmanagerindices sind schon länger tendenziell rot. In den letzten Monaten zeigen sich in einigen Ländern immerhin leichte Verbesserungen:
Diese Verbesserungen sind aber weniger stark als die Märkte erwartet haben. Die wirtschaftlichen Überraschungen zeigen derzeit nach unten. In der Vergangenheit war das negativ für die Aktienbewertungen:
Die Arbeitslosenrate steigt. Wenn ein gewisser Anstieg (hier am Sahm Rezessionsindikator gemessen) übertroffen wird, deutet das auf eine Rezession hin:
In den Bankbilanzen schlummern relativ grosse, unbilanzierte Buchverluste:
Gold
Zeigt Gold einen Fall der Realzinsen an oder zeigen die Realzinsen einen sinkenden Goldpreis an?
Niemand weiss, wie lange die KI-Euphorie noch anhalten wird. Wir sind in der Vergangenheit in der Dotcom-Bubble gut gefahren damit, uns von der Anlageeuphorie nicht anstecken zu lassen. Wir bleiben auch heute dabei und bleiben vorsichtig für die Aussichten insbesondere am US-Aktienmarkt.
«I can calculate the movement of stars, but not the madness of men.»
Opfer der South Sea Bubble Isaac Newton