Kurze politische Analyse, Stand 5.11.2020 13.30 Uhr MEZ
Die US Präsidentschaftswahlen sind noch nicht entschieden, auch die Wahlen in den Senat und das Repräsentantenhaus nicht.
Präsident:
Senat:
Repräsentantenhaus:
Vor vier Jahren wurde entgegen den Vorhersagen überraschend Donald Trump zum US Präsidenten gewählt. Unter “Trump wird Präsident” können Sie unsere damalige Einschätzung nachlesen.
Dieses Mal ist das Rennen noch enger. Aktuell stehen die Chancen für Joe Biden besser. Doch auch dieses Mal schneiden Donald Trump und ‘seine’ Republikaner besser ab als in den meisten Vorhersagen erwartet. Jedenfalls ist die für möglich gehaltene und mancherorts gar erwartete “blaue Welle” ausgeblieben.
So weit der nüchterne Teil der kurzen Politanalyse. Beunruhigend und beschämend hingegen das Verhalten des amtierenden US Präsidenten: Er sprach zum einen ohne Belege von Wahlbetrug und erklärte sich selber gleich zum Wahlsieger.
Trump’s Stab hat angekündigt, in Wisconsin eine Nachzählung zu verlangen. Dies wiederum ist zulässig und legitim, der Ausgang dort war extrem eng. Es wird aber den definitiven Entscheid, wer die nächsten vier Jahre US Präsident ist, weiter herauszögern.
Reaktion der Aktienbörse
Unsicherheit ist Gift für die Börse, so ein Sprichwort. Beispielsweise im Jahr 2000 als in Florida eine Nachzählung verlangt wurde und letztlich George W. Bush gegen Al Gore obsiegte, gab der S&P500 vom Wahltag bis Ende November etwa -8% nach.
Obiges Sprichwort scheint aber in Zeiten von massloser Liquidität nicht nur ausgedient zu haben, es scheint nun sogar das Gegenteil zu gelten. Obwohl der Ausgang der Wahlen noch immer offen ist und sich der Entscheid mutmasslich noch länger herauszögern wird, hat die Börse nicht etwa wie im Jahr 2000 -8% verloren sondern seit Freitag +7% zugelegt:
An sich passt die Reaktion ins Bild der letzten Jahre. Weder spielen wirtschaftliche Fundamentaldaten eine Rolle – egal ob Gewinne oder Gesamtwirtschaftsleistung, beide konnten in den letzten Jahre mit der Börse nicht mal ansatzweise mithalten – noch gelten früher gültige einfache Grundsätze – Hauptsache die Börse geht nach oben. Selbst die Corona-Pandemie und die wirtschaftlich negativen Auswirkungen der Lock-Downs scheinen zum Rückenwind der Aktienmärkte zu werden und neue All-Time-Highs scheinen nur noch eine Frage von wenigen Tagen, wie Sie obiger Grafik entnehmen können.
Sind solch paradoxe Reaktionen der Aktienmärkte ein Zeichen dafür, dass wir uns in den letzten Zügen einer Übertreibungsphase befinden? oder spielt die Entwicklung der Realwirtschaft in Zeiten ultratiefer Zinsen und massloser Liquidität für die Aktienmärkte keine Rolle mehr?
Sie kennen unsere Meinung. Wir halten die US Börse für deutlich überbewertet. Wenn die US Börse korrigieren sollte, hat das in der Vergangenheit jeweils auch für die europäischen Börsen nichts Gutes bedeutet. Wir erwarten für die nächsten Jahre für Aktieninvestoren ein herausforderndes, schwieriges Umfeld.
Ich schliesse mich eurer Meinung an und staune über die grosse Anzahl der Optimisten.
Oder – bin ich zu stark Pessimist?
Danke für die Informationen
Gern geschehen, Theo. Und danke für deinen Kommentar. Wir hinterfragen uns auch immer wieder, ob wir zu pessimistisch sind. Die Reaktion der Börse jetzt hier in den Tagen nach den Wahlen ist für uns aber absolut unerklärlich.
Die ungeheure Liquidität stützt und treibt. Werden wir uns an höhere Bewertungen gewöhnen müssen? Ist diese dann wirklich für den ganzen Markt zu hoch?
In diesem 3. Quartal wurden die günstigen Titel geschlagen während diese Aktienkategorie uns im Q 2 noch zu mehr Stabilität im Depot verholfen hat.
Timing ist schwierig bis unmöglich, heisst auf die Zähne beissen und durch. Hätte man sich im Frühling dieses Jahr aus dem Markt verabschiedet oder seine Aktienquote reduziert hätte man nun auch kein Pulver den nächsten Taucher auszusitzen. Und der kommt bestimmt. Die Depotzusammensetzung der Anlagekategorien muss einfach stimmen. Danke für Ihre wertvolle Analyse Herr Zehnder..
Danke, Herr Munari, gerne.