An den Finanzmärkten laufen die Trends weiter. Die Aktienmärkte weltweit steigen, Kryptowährungen steigen, Anzeichen von Übertreibungen gibt es zuhauf, der vorsichtige Anleger wird derzeit bestraft, der unvorsichtige belohnt.
Immerhin wird sich die Realwirtschaft dank den Fortschritten bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie vermutlich deutlich erholen.
Die Schere zwischen Aktienmärkten und der Realwirtschaft war aber noch nie so gross. Zudem wurde ein riesiger Teil der Realwirtschaft durch Erhöhung der Staatsschulden erkauft. Es ist zwar heute modern zu behaupten, Staatsschulden seien nicht nur zinslos, sondern ganz und gar gratis, wir bleiben da aber bei unserer konservativen Einschätzung: Schulden bleiben Schulden und sind zurückzubezahlen – oder dann muss man irgendwann konkurs anmelden.
Wir bleiben vorsichtig und erwarten ein schwieriges Anlageumfeld für die nächsten Jahre.
Dänemark zeigt mögliche Perspektive für ein Ende der Corona-Einschränkungen
Vor über einem Jahr startete in China die Corona-Pandemie. Mit unterschiedlich rigorosen Massnahmen kämpften die Regierungen in verschiedenen Ländern gegen die Ausbreitung des anfänglich noch ziemlich unbekannten Virus.
In Europa erreichte eine erste Welle den Peak im April und nach einer zwischenzeitlichen Abflachung auf tiefem Niveau im Sommer startete die zweite Welle im Oktober/November. Wenn man gewissen Gesundheitspolitikern oder Virologen glaubt, so stehen wir unmittelbar vor bzw. bereits mitten in einer dritten Welle. Diese werde, weil wir von einer höheren Basis an täglich neu Infizierten starten, noch gefährlicher werden als die beiden vorherigen.
Andererseits haben es Wissenschafter in einem bisher ungesehenen Effort innert einem Jahr fertig gebracht, wirksame Impfstoffe zu entwickeln.
Aktuell werden in vielen umliegenden Ländern die Massnahmen wieder verschärft und harte Lockdowns teilweise gar mit Ausgangssperren in Kraft gesetzt. In der Schweiz versucht der Bundesrat einen Zwischenkurs zu fahren. Auch wenn einzelne Massnahmen unverständlich sind (Machtspiel um Schliessung von Aussenterrassen), scheinen seine Eingriffe, vielleicht auch unter dem Druck aus dem Parlament, doch etwas verhältnismässiger. Er hat es bislang aber ebenfalls verpasst, einen klaren Ausstiegsplan zu präsentieren, der uns allen eine gewisse Perspektive aufzeigen könnte.
Nicht so in Dänemark. Dänemark hat einen Ausstiegsplan aus den Corona-Einschränkungen bekanntgegeben: Sobald alle Risikogruppen und Menschen über 50 die Möglichkeit für eine Impfung hatten, sollen fast alle Corona-Einschränkungen fallen. Kritik in der Presse liess nicht lange auf sich warten: „Setzt Dänemark die Gesundheit der Jungen aufs Spiel?“ Wie gut begründet also ist der dänische Plan zur Normalisierung?
Kurzanalyse Sterblichkeit nach Altersgruppen
Wir wissen, dass Zahlen und Statistiken höchstens helfen können, Grössenordnungen einzuordnen. Einzelschicksale stecken immer dahinter. Wir wissen auch, dass die Frage nach der Datenqualität richtigerweise immer ein Thema ist. Für die folgende Analyse haben wir dennoch einfach kurz die Zahlen vom BAG genommen (https://www.covid19.admin.ch, Stand vom 6.4.2021), um zu schauen, wie die Sterblichkeit von Corona in der Schweiz aussieht.
Insgesamt sind in der Schweiz 1.6% der bestätigten Infizierten an oder mit Corona gestorben. Die Verteilung ist sehr stark abhängig vom Alter, wobei es auch andere Risikoindikatoren gibt. Die Zahlen sehen nach 10-Jahres-Altersgruppen aufgeteilt wie folgt aus:
Altersklasse deaths cases mortality (%) 0-9 2 9828 0.020 10-19 1 55882 0.002 20-29 3 104818 0.003 30-39 9 103024 0.009 40-49 32 97589 0.033 50-59 170 100992 0.168 60-69 617 57698 1.069 70-79 1934 37489 5.159 80+ 6983 42824 16.306 Unbekannt 0 130 0.000
Für einen (hinkenden) Vergleich der Covid-Mortalität mit der normalen Grippe Influenza stösst man zB. auf Wikipedia auf diese Grafik (https://de.wikipedia.org/wiki/Influenza):
Der Vergleich zeigt, dass bis Alter 50 die Mortalität von Covid sehr ähnlich zu Influenza ist (bis 40 ist sie bei Corona gar tendenziell tiefer). Ab 50 steigt die Sterblichkeit dann aber stark und immer weiter an, bis bei Altersgruppe 80+ über 16% gestorben sind!
Wir halten den Ausstiegsplan von Dänemark deshalb für vernünftig. Der Ausstieg soll dann stattfinden, wenn die stark Gefährdeten aus den Risikogruppen geimpft sind. Diejenigen, die bis dahin sich noch nicht impfen lassen konnten, haben ein Sterblichkeitsrisiko das glücklicherweise sehr tief ist. Wie oben gesehen ist die Covid-Mortalität bei U50 vergleichbar mit der normalen Grippe. Als Hauptunterschied bleibt das Ansteckungsrisiko, das aber mit fortschreitender Dauer der Pandemie und Impfungen ebenfalls im Trend abnehmen dürfte.
Auch die Intensivbettenbelegung durch Covid-Patienten ist derzeit (vermutlich dank der gestarteten Impfkampagne) zG weit weg von den Niveaus in der ersten und zweiten Welle, auch wenn noch tiefere Zahlen natürlich schön wären. Dass die Belegungszahlen trotz seit mehreren Wochen steigenden Fallzahlen noch nicht wirklich angestiegen sind, ist ebenfalls positiv. In dieser so genannten dritten Welle sind wir bezüglich Auslastung der Intensivbetten offenbar besser gewappnet:
Nach aktuellem Kenntnisstand und Impftempo sprechen die Sterblichkeitsdaten uMn für eine weitgehende, vielleicht gar komplette Aufhebung der staatlich vorgeschriebenen Einschränkungen bis etwa Mitte Jahr.
Die negativen wirtschaftlichen, psychischen und sozialen Folgen der Corona-Einschränkungen haben wir ja nicht mal andiskutiert und dürfen aus gesamtheitlicher Sicht nicht einfach komplett ausgeblendet werden.
Dennoch können wir nachvollziehen, dass man anderer Meinung sein kann. Es gibt noch viele Unbekannte wie Long-Covid-Folgen, potentiell andere Eigenschaften von allfälligen Virusmutationen, etc. Je nach neuen Erkenntnissen dazu müsste man dann vielleicht auf einen Entscheid zurückkommen
Unser Spezialbericht war denn auch nicht gedacht, Sie umzustimmen, sondern höchstens ein Versuch die Grössenordnungen einzuordnen – wo wir wieder bei unserem Eingangssatz unserer Kurzanalyse gelandet sind.