Rückblick 2021 bislang
Die Aktienmärkte haben sich 2021 bislang erfreulich entwickelt. Ein rückblickender Vergleich der Schweizer Börse (SMI in Franken) mit Deutschland (Dax in Euro) und den USA (S&P500 in Dollar) zeigt für die vergangenen gut neun Monate folgendes Bild:
Trotz etwas sinkenden Kursen in den letzten Monaten haben alle drei Indices seit Jahresstart um 10-15% zulegen können.
An der Währungsfront haben sich netto keine starken Veränderungen ergeben. Der Euro hat minim nachgegeben gegenüber dem Franken, während der USD immerhin um etwa 4% zulegen konnte.
Die Zinsen sind nach wie vor extrem tief. Sie sind aber in den meisten Ländern leicht angestiegen. Wer allerdings in CHF oder EUR nach sicheren Schuldnern sucht, für den ist Cash-Management nach wie vor eine riesige Herausforderung. Sichere Obligationen rentieren nach wie vor im Null- oder teilweise gar Negativbereich.
Einen recht starken Preisanstieg haben hingegen die meisten Rohstoffe gezeigt. Am ausgeprägtesten wohl im Energiebereich. Gab es in der anfänglichen Corona-Pandemie-Angst kurzfristig das Phänomen von negativen Erdölfuture-Preisen, liegt der Preis für Erdöl nun wieder auf dem Niveau von ca. 80 USD pro Barrel. Noch extremer haben die Gaspreise zugelegt. Dass die Märkte teilweise etwas aus den Fugen geraten sind, zeigt bspw. folgender Chart:
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Inflation
Im letzten Quartalsbericht haben wir die unverblümte Monetarisierung, also Finanzierung der riesigen US-Staatsdefizite durch die Zentralbank FED auf-gezeigt. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass gewisse Märkte aus den Fugen geraten sind. Obiges Beispiel der Gaspreise ist sicher eines der extremeren, aber auch insgesamt zeigen sich mittlerweile leider die Folgen dieser unverantwortlichen Notenbankpolitik.
Beim Konzept der Kerninflation werden bei der Berechnung der Konsumgüterinflation Güter aus dem Bereich Energie und Essen ausgeklammert, da diese ziemlich unabhängig vom Preis nachgefragt werden und oft auch – siehe oben – recht volatil im Preis sind. Aber selbst diese Kerninflation steht in den USA aktuell mit knapp +4% auf einem Niveau, das wir letztmals Anfang der 1990er Jahre gesehen haben:
Es gibt also nicht nur massive Preissteigerungen bei Energie und Nahrungsmitteln, sondern auch in vielen anderen Bereichen. Frachtpreise zum Beispiel sind massiv angestiegen und es gibt verschiedene Lieferketten, die im Nachgang zu den verschiedenen Corona-Einschränkungen unterbrochen oder zumindest etwas behindert sind. Lieferverzögerungen sind das eine, daraus steigende Preise das andere. Immerhin darf gehofft werden, dass bei weiteren Fortschritten im Kampf gegen die Corona-Pandemie diese negativen Auswirkungen abnehmen dürften.
Genfer Autosalon abgesagt
Noch ist es allerdings nicht so weit. Gestern wurde beispielsweise der Genfer Autosalon auch für nächsten Frühling abgesagt. Industrieweite Behinderungen im Zusammenhang mit der Covid-Pandemie (Lieferprobleme bei Halbleitern, Reisehindernisse, …) hätten zum Entscheid zur Verschiebung der Ausstellung auf 2023 geführt.
Erhöhte Inflation wird vorerst bleiben
Diese Probleme dürften sich in den nächsten Monaten nur teilweise lösen. Wir erwarten nicht, dass die Inflation in den USA im nächsten Jahr wieder unter 2% sinken wird. Umso wichtiger wäre, dass sich die Zentralbanker weltweit wieder etwas Masshalten auferlegen würden. Die Absurdität der massiven Geldmengenausweitung bringt folgender Tweet zum Ausdruck:
Corona-Situation in CH-Spitälern
Nachdem sich alle Impfwilligen in der Schweiz impfen lassen konnten, wollte der Bundesrat (BR) ursprünglich die Einschränkungen im Inland auf-heben. Andere Länder wie zB. Dänemark, Irland, .. haben dies weitgehend umgesetzt. Ein starker Anstieg der Ansteckungen v.a. aufgrund der Sommerferienrückkehrer und einer tieferen Impfquote machte diesem Plan einen Strich durch die Rechnung. Der BR hatte Angst vor einer Überlastung der Spitäler und führte auf Montag, 13 September die Zertifikatspflicht ein.
Im Rückblick lässt sich sagen, dass der BR etwas übervorsichtig war. Die Spitäler waren die letzten Wochen durchaus stark belastet, gesamtschweizerisch aber nie überlastet. Der Peak der Intensivbettenbelegung mit Patienten mit Corona lag in dieser Welle mit 305 Plätzen weit unter dem Peak vom Herbst letzten Jahres (534). Derzeit liegen 140 Patienten mit Corona in Intensivbetten, Tendenz sinkend.
Die Zahlen sanken interessanterweise bereits vor dem Start der Zertifikatspflicht, wichtiger für den Rückgang scheint somit der Wegfall der angesteckten Reiserückkehrer zu sein. Sofern im Nachgang der jetzigen Herbstferien und der nun folgenden kühleren Zeit die Zahlen nicht mehr deutlich ansteigen sollten, wäre eine Aufhebung der Zertifikatspflicht – vielleicht mit Ausnahme von Grossanlässen – gut angezeigt. Das würde nicht nur der gebeutelten Gastrobranche helfen, sondern hoffentlich auch der Radikalisierung auf beiden Seiten von Impf- und/oder Massnahmengraben entgegenwirken.
„ Die Inflation kommt nicht über uns als ein Fluch oder als ein tragisches Geschick; sie wird immer durch eine leichtfertige oder sogar verbrecherische Politik hervorgerufen.“
– Ludwig Erhard (1897-1977)