Spezialbericht: UBS übernimmt CS!

UBS übernimmt CS!

Obige Schlagzeile ist tatsächlich ein Ausrufezeichen wert. Die Credit Suisse ist bzw. war sowohl in zeitlicher Hinsicht (Gründung 1856) wie auch bez. ihrer Grösse (unter den 30 systemrelevanten Banken weltweit) eine grosse Schuhnummer.

Skandale, Bussen, Verluste

Die CS hatte die Finanzkrise vergleichsweise gut überstanden. Doch von da an ging es rasant abwärts, die CS liess nicht viele Fehler aus. Egal ob diverse Bussen in Milliarden- oder mehrfacher Millionenhöhe (Libor-Skandal, Steuerstreit mit USA und mehreren europäischen Ländern, MBS Debakel, …), ob Verluste mit den dubiosen Greensill-Fonds, ob himmelschreiend schlechtes Risk Management und Milliardenverluste mit Archegos… die Liste ist unglaublich lang. Gleichzeitig benahm sich das Topmanagement wie im Selbstbedienungsladen und zahlte sich Millionensaläre aus, das unrühmliche Top-Beispiel ist die Zahlung an Brady Dougan mit etwa 90 Mio im 2010.

Vertrauensverlust führt zu Liquiditätsproblemen

So gesehen verwundert es nicht, dass die Kunden begannen, das Vertrauen in die CS zu verlieren. Verwunderlich ist höchstens der Zeitpunkt. Just drei Monate nach der letzten Kapitalerhöhung im Umfang von immerhin 4 Milliarden, just als die CS endlich (überfällig!) eine Reduktion des Risikos im Investment Banking beschloss, zogen die Kunden viel Geld ab. Natürlich mag die Krise einiger US-Regionalbanken mitgespielt haben, aber letztlich waren die Probleme der CS hausgemacht. Um die Auszahlung der Kundenguthaben zu ermöglichen, beschloss die SNB letzten Mittwoch, der CS einen mit Hypotheken gesicherten Kredit zu geben.

Warum reichte die Kreditlinie der SNB nicht?

Das ist eine bislang komplett unbeantwortete Frage. Niemand hat behauptet, dass die CS derzeit überschuldet sei. Im Gegenteil Behörden, Analytiker und auch die Bankmanager betonten bis zuletzt einheitlich, dass die CS bez. Eigenkapital gut ausgestattet sei. Wieso der Bundesrat sich nun dennoch gezwungen fühlte, eine Übernahme der CS durch die UBS zu erzwingen, ist mit dem jetzigen Wissenstand nicht ganz nachvollziehbar. Das Bild ist noch nicht richtig stimmig. Es scheint offensichtlich, dass auch der Druck aus dem Ausland eine grosse Rolle gespielt hat. Solange wir keine Informationen darüber haben, dass die Kunden tatsächlich einen Grossteil ihres Vermögens abgezogen haben, riecht die auf Notrecht basierende Zwangsmassnahme des BR etwas nach provozierter Panikattacke. Die Unterstützung mit Liquidität durch die SNB hatte gar noch keine Zeit zu wirken. Entweder kam die SNB zu spät oder die Zwangsmassnahme des BR zu früh – oder beides.

Niemand hat behauptet, dass die CS derzeit überschuldet sei. Im Gegenteil Behörden, Analytiker und auch die Bankmanager betonten bis zuletzt einheitlich, dass die CS bez. Eigenkapital gut ausgestattet sei. Wieso der Bundesrat sich nun dennoch gezwungen fühlte, eine Übernahme der CS durch die UBS zu erzwingen, ist mit dem jetzigen Wissenstand nicht ganz nachvollziehbar. Das Bild ist noch nicht richtig stimmig.

 

Es scheint offensichtlich, dass auch der Druck aus dem Ausland eine grosse Rolle gespielt hat. Solange wir keine Informationen darüber haben, dass die Kunden tatsächlich einen Grossteil ihres Vermögens abgezogen haben, riecht die auf Notrecht basierende Zwangsmassnahme des BR etwas nach provozierter Panikattacke.

Probleme der Zwangsübernahme

Zuerst das Positive: Das Finanzsystem müsste kurzfristig sicherer sein. Ein zu Recht befürchteter Kollaps einer systemrelevanten Bank ist unwahrscheinlicher geworden. Dies allerdings zum Preis diverser Fragen und Probleme.

Erstens: Weder die Eigentümer der UBS noch die der CS haben ein Mitbestimmungsrecht. Egal ob der Preis von etwa 76 Rappen pro CS Aktie (in UBS Aktien) sich als zu hoch oder zu niedrig herausstellen wird, das jetzige Paket ist eine Zwangsenteignung entweder von den CS Aktionären oder allenfalls der UBS Aktionäre.

Zweitens: die Anwendung von Notrecht ist bislang zu wenig begründet. In diese Kategorie fällt auch die obige Frage, wie viele Assets die Kunden in den letzten Wochen abgezogen haben.

Drittens: Im Nachgang der Rettung der UBS in der Finanzkrise wurden unter dem Stichwort Too-Big-to-Fail Gesetze erlassen, die es verhindern sollten, dass erneut eine Grossbank mit Steuergeldern gerettet werden sollte. Die Idee war, dass man kranke, verlustbringende Teile herauslösen / “amputieren“ kann und die gesunden Teile weiterlaufen lässt. Warum wurde dieser „Werkzeugkasten“ nicht mal geöffnet? War der Druck aus dem Ausland hier zu gross?

Viertens: Die neue UBS Bank ist in der Schweiz eine „Monsterbank“. Sowohl aus Wettbewerbssicht wie auch aus der Too-Big-to-Fail-Sicht ist dies sehr problematisch. Hoffentlich machen wir nicht die gleichen Fehler wie in der Finanzkrise: niemand will noch grössere Banken, genau das ist aber passiert.

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