Rückblick
Nach dem turbulenten 2. Quartal (Stichwort Ankündigung der US Zölle) beruhigten sich die Aktienmärkte im 3. Quartal weiter. Europa lief seitwärts, die US Börsen legten deutlich zu:

Der DAX liegt seit Jahresanfang um stolze +22% höher, der S&P500 liegt bei +14% und der SMI bei +8%. Zu erwähnen gilt allerdings, dass der USD gegenüber dem CHF und EUR mit etwa -12% doch recht stark verlor.
Der starke Lauf von Gold ging auch im 3. Quartal weiter. Der Preis pro Unze nähert sich der Marke von 4‘000 USD. Seit Jahresanfang gibt es aktuell ein Plus von +50%!
Staatsschulden wie weiter?
Politiker aller Couleur foutieren sich um nachhaltige Staatsfinanzen. Geld ausgeben ist schliesslich einfacher als Geld sparen. Die Anspruchshaltung in der Bevölkerung wird immer höher. Die Finanzen verschiedener westlicher Staaten sehen dementsprechend düster aus. Als ein Beispiel zeigen wir hier eine Grafik der Entwicklung der US Staatsschulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung GDP:

Alleine seit der Finanzkrise 2008 hat sich das Verhältnis US Staatsschulden/GDP von ca. 60% auf ca. 120% verdoppelt. Kein Wunder stellen sich verschiedene Beobachter die Fragen: wie nachhaltig ist das? wie lange kann das noch so weiter gehen? welche Auswege sind möglich?
„In drei Jahren kommt die grosse Krise.“
Unter diesem Titel brachte die NZZ vor einem Monat einen Artikel zu den Überlegungen von Ray Dalio, dem Gründer von Bridgewater Associates, zu genau diesen Fragen.
Dalio warnt darin vor einer bevorstehenden Staatsschuldenkrise in den USA, die er in etwa drei Jahren erwartet. Dalio sieht die Wurzel des Problems nicht in einzelnen Politikern wie Donald Trump, sondern in der Position der USA in der Spätphase eines grossen Schuldenzyklus.
Dalio vertraut auf seine persönliche Geschichtstheorie, ein zyklisches Modell, das beschreibt, wie Länder reich werden, sich übermässig verschulden und daraufhin abstürzen, bevor der Kreislauf von Neuem beginnt. Diese Schuldenzyklen erstrecken sich über mehrere Jahrzehnte, und Dalio zufolge steht die Welt derzeit an einem Wendepunkt, vergleichbar mit den 1930er und 1970er Jahren, mit der Drohung eines nächsten Absturzes. Er spricht vom drohenden „Herzinfarkt“ überschuldeter Staaten.
Die wichtigsten Argumente von Ray Dalio:
- Der Grosse Schuldenzyklus: Die USA befinden sich in der Spätphase eines grossen Schuldenzyklus, der sich über Dekaden erstreckt. Dalio betont, dass diese Dynamik seit langer Zeit im Gange ist, sich aber seit der Finanzkrise 2008 beschleunigt hat.
- Unproduktive Kreditvergabe und „Verkalkung“ des Systems: Dalio vergleicht das Kreditwesen mit dem Blutkreislauf: Schulden sind gesund, wenn sie zur Schaffung zusätzlichen Einkommens genutzt werden. Werden Kredite jedoch unproduktiv eingesetzt, reichen die Erlöse nicht zur Rückzahlung. Dies führt zu steigenden Schulden ähnlich einer „Verkalkung“ der Blutgefässe. Das Angebot an neuen Schulden übersteigt auf Dauer die Nachfrage, wodurch der Preis für Staatsanleihen sinkt.
- Alarmierendes Verhältnis von Staatseinnahmen zu Schuldendienst: Als Annäherung an den „Verstopfungsgrad“ betrachtet Dalio das Verhältnis der Staatseinnahmen zu den Kosten des Schuldendienstes. Für die USA ist dieses Verhältnis alarmierend: Das Land nimmt rund 5 Billionen Dollar pro Jahr ein, wovon 1 Billion direkt für den Schuldendienst ausgegeben wird. Das aktuelle von den Trump-Republikanern durchgedrückte Haushaltgesetz verschärft das Problem mit noch höheren Defiziten weiter.
- Vergleichbare Probleme in anderen westlichen Staaten: Nicht nur die USA, sondern auch Länder wie Grossbritannien, Frankreich und Japan stehen vor ähnlichen oder sogar grösseren Schuldenproblemen. Die Renditen 30-jähriger Staatsanleihen sind fast überall angestiegen, ausser in der Schweiz.
- Vermögensunterschiede und Schwächung der Demokratie: Während einer Boom-Phase nimmt die Vermögensungleichheit zu, die Preise für Aktien und Häuser entkoppeln sich vom Durchschnittseinkommen. Diese Ungleichheit fördert Populismus von links und rechts, schwächt die Demokratie, befeuert den Schuldenaufbau und beschleunigt den Eintritt der Krise. Als Beispiel für aktuellen Populismus nennt Dalio den Staatskapitalismus unter Donald Trump (Stichworte Intelbeteiligung, NVIDIA China-Umsatzsteuer).
- Blockade des politischen Systems und Wunsch nach Autokratie: Eine zunehmende politische Spaltung führt dazu, dass ein Grossteil der Bevölkerung eine Regierung wünscht, die autokratisch durchgreift, um das System zu kontrollieren und funktionsfähig zu machen. Dalio zieht Parallelen zu den 1930er Jahren, wo Unterschiede in Wertvorstellungen (und Vermögen) zunahmen, während Kompromissbereitschaft und Vertrauen ins System schwanden.
- Verlagerung der Verantwortung an die Notenbanken: Steuererhöhungen sind unpopulär, den Gürtel enger schnallen noch viel mehr. Der Weg des geringsten Widerstandes für die Politiker scheint deshalb wahrscheinlich: undankbare Entscheidungen und damit die Schuld an die Notenbanken abschieben. Die US Notenbank FED könnte Trumps Drängen nachgeben, die Leitzinsen senken und eine Entwertung des Dollars zulassen. Alternativ könnte sie hart bleiben und Washington zum Sparen zwingen, was dann die Staatsschuldenkrise auslösen würde.
- Mögliche Ausgänge der Krise: Dalio sieht zwei Hauptwege, wie sich eine Staatsschuldenkrise manifestieren kann: entweder durch einen Staatsbankrott oder durch hohe Inflation.
Herausfordernde Zeiten für den Vermögenserhalt stehen uns bevor. Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.